Geschichte und Kultur der Roma und Sinti – von Martin Auer

Handwerker in Byzanz

Ein Deutscher Reisender berichtete über die Roma in Gyppe: „Wir waren in Richtung der Vorstadt unterwegs. Dort lebten viele arme, schwarze, nackte Leute. Ihre Unterkünfte waren kleine Häuser mit Dächern aus Schilf. In ihnen wohnten insgesamt dreihundert Familien. Sie werden Zigeuner genannt, in unserem Land kennt man sie als Heiden aus Ägypten, die durch unsere Länder ziehen. Sie arbeiten in vielen Berufen wie zum Beispiel als Schuhmacher, Flickschuster und Schmiede. Es ist sehr ungewöhnlich, einen Amboss direkt am Boden zu sehen. Ein Schmied saß vor ihm, wie bei uns Schneider bei der Arbeit sitzen. Gleich daneben, ebenfalls am Boden, saß seine Frau und mühte sich ab, das Feuer anzufachen. Zwei Paar Lederbälge, die zur Hälfte in den Boden beim Feuer eingegraben waren, lagen neben ihnen. Von Zeit zu Zeit hob die sich abmühende Frau einen dieser zwei Bälge vom Boden auf und arbeitete daran. Daraufhin zog ein Luftstrom dem Boden entlang zum Feuer und der Schmied konnte arbeiten.“

Und ein anderer Reisender aus Deutschland berichtet, dass es auf der Insel Zakynthos auch Roma-Schmiede gab: „Wir sahen dort eine wundersame Sache, denn dort arbeitet ein Schmied, der Nägel und Hufeisen herstellt, direkt auf der Straße und sitzt dabei am Boden, wie das bei uns die Schneider tun. Der genannte Schmied hatte einen kleinen Stein neben sich, auf dem er Kohle auflegte und ein Feuer anzündete. Dieser Stein ist ungefähr zwei Fuß lang und einen Fuß hoch. Er schützt den Herd. In der Mitte hat er eine Öffnung und es gibt auch ein kleines Eisenrohr, an dem zwei Stück nicht zusammengenähter Haut angebracht sind, und dann ist da noch so etwas wie ein Helfer oder ein Diener, der diese Haut an einem Ende festhält und sie anhebt und wieder fallen lässt, und ein Luftstrom facht die Kohlen an. Das ist alles wunderbar anzusehen und schwer zu beschreiben. Nun gibt es so viele Leute, die diesen Beruf ausüben und sie sind dabei so geschickt, dass es unglaublich ist.“

Dass die Roma-Schmiede im Sitzen arbeiten, war auffällig, denn europäische Schmiede arbeiteten nur im Stehen. Doch in Indien arbeiten die Schmiede ebenfalls im Sitzen.