Indien
Der indische Subkontinent liegt im Süden Asiens und ist vom übrigen Erdteil durch das Himalayagebirge getrennt. Indien hat seinen Namen vom Fluss Indus, der im heutigen Staat Pakistan fließt. Im Tal des Indus gab es schon 2500 vor unserer Zeit, also vor 4500 Jahren eine hochentwickelte Kultur mit einer eigenen Schrift. Leider ist diese Schrift bis heute noch nicht entziffert worden. Es wurden geplante Städte angelegt, die mehrere Tausend Einwohner hatten. Die Landwirtschaft war so weit entwickelt, dass sie diese Städte ernähren konnte. Es wurde auch schon Baumwolle angepflanzt und in den Städten wurden Stoffe gewebt und mit leuchtenden Farben gefärbt. Messer und andere Gegenstände aus Kupfer wurden hergestellt, Schmuck aus Metall, Halbedelsteinen und Muscheln, Tontöpfe und hölzerne Werkzeuge. Es gab Ochsenkarren und Boote, um Handelswaren zu transportieren. Es gab sehr genaue Gewichte und Längenmaße, und Mathematik und Geometrie waren damals schon hoch entwickelt, wie man an den genau geplanten Städten sieht. Diese Städte hatten auch schon eine öffentliche Kanalisation und die Versorgung der Bewohner mit Wasser war möglicherweise sogar besser als heute.
In der Zeit von 1500 bis 500 v.u.Z. wurden große religiös-philosophische Werke geschrieben, die Veden und die Upanishaden. Sie sind die Grundlage der Hindu-Religion. In Indien etstand ungefähr 600 v.u.Z auch der Buddhismus. Von 268 v. u.Z. bis 233 v.u.Z. regierte König Ashoka über ein Reich, das fast den ganzen Subkontinent einnahm. Nach einer besonders blutigen Schlacht war Ashoka so schockiert von dem Leid, dass der Krieg über die Menschen bringt, dass er auf weitere Eroberungen verzichtete. Er wandte sich der buddhistischen Lehre zu und baute seine Regierung auf dieser Lehre auf: Er ermahnte seine Untertanen, keine Gewalt anzuwenden, er verbot die Tieropfer, und empfahl den Menschen, auf Fleisch zu verzichten und keine Tiere zu töten. Er ließ im ganzen Land Schulen und Spitäler errichten, auch Tierspitäler für die Nutztiere der Bauern. Statt sein Reich durch Eroberungen zu vergrößern, wollte er die Herrscher der umliegenden Länder durch friedliche Überzeugung für den Buddhismus gewinnen, doch respektierte er auch andere Lehren. Nach seinem Tod zerfiel sein Reich wieder in kleinere Reiche und erst unter Gupta gab es im 4. Jahrhundert unserer Zeit wieder ein Großreich im Norden Indiens.
Arabische Eroberungszüge brachten im 8. Jahrhundert den Islam nach Nordindien. Ab dem 12. Jahrhundert hatten in Nordindien muslimische Staaten die Vorherrschaft. Von 1206 bis 1526 bestand das Sultanat von Delhi. Doch gab es gleichzeitig auch kleinere hinduistische Fürstentümer. Von 1526 bis 1858 bestand das Mogulreich, das bald wieder den größten Teil des Subkontinents einnahm. Die Herrscher waren Nachkommen des Mongolenherrschers Timur Lenk (oder Tamerlan), der in die Familie des Dschingis Khan eingeheiratet hatte. Die Moguln waren Muslime und waren den anderen Religionen gegenüber einmal mehr, einmal weniger tolerant. Hinduistische Königreiche gab es nur mehr in Südindien.
Von 1756 an wurde Indien nach und nach von der Britischen Ostindien-Kompanie erobert. Ab 1877 wurden die indischen Kolonien direkt der britischen Krone unterstellt, und der König oder die Königin von England nannten sich Kaiser(in) von Indien. Der gewaltfreie Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft unter Mahatma Gandhi, führte 1947 zur Unabhängigkeit.
Gleichzeitig verfügte die Kolonialmacht die Teilung der fast den gesamten indischen Subkontinent umfassenden Kolonie Britisch-Indien in zwei Staaten, die Indische Union und die kleinere Islamische Republik Pakistan. 1971 spaltete sich Ost-Pakistan von Pakistan ab und wurde die Volksrepublik Bangladesh.