Geschichte und Kultur der Roma und Sinti – von Martin Auer

Tod

Trauernde Frauen vor dem aufgebahrten Leichnam (Deutschland)

Trauernde Frauen vor dem aufgebahrten Leichnam (Deutschland)

Wenn ein Familienmitglied stirbt, kommen die Verwandten zusammen, um die Totenwache zu halten. Ohne einen schwerwiegenden Grund darf niemand der Totenwache fernbleiben. Früher wurde der Leichnam drei Tage in der Wohnung aufgebahrt, von Kerzen umgeben. Die nahen Verwandten klagten laut über den Verlust, den sie erlitten hatten. Bei manchen Gruppen war es auch üblich, dass ältere Frauen der Gemeinschaft als „Klageweiber“ den Verstorbenen laut beweinten. In einem anderen Raum saßen die entfernteren Verwandten beisammen und unterhielten sich. Man erzählte sich Geschichten über den

Verstorbenen, aber auch Märchen, oder man vertrieb sich die Zeit mit Kartenspielen.

Heute wird die Totenwache noch immer im Haus des Verstorbenen abgehalten, doch die Leiche wird natürlich vom Bestattungsinstitut abgeholt. Die Totenwache dauert bis zum Begräbnis. Oft müssen sich die Verwandten für die Zeit der Totenwache Urlaub nehmen. Man würde eher Unannehmlichkeiten am Arbeitsplatz auf sich nehmen als diese Pflicht gegenüber der Familie zu vernachlässigen.

Begräbnis des "Roma-Königs" Vados (Ungarn)

Begräbnis des "Roma-Königs" Vados (Ungarn)