Geschichte und Kultur der Roma und Sinti – von Martin Auer

Handel

Pferdehändler in England

Pferdehändler in England

Viele Roma waren und sind mit Handel beschäftigt. Die Lovara waren berühmt als Pferdehändler. Ihr Name leitet sich von dem ungarischen Wort für Pferd ab: .

In Urkunden und Chroniken werden die Roma schon seit dem 13. Jahrhundert mit Pferdehandel in Verbindung gebracht. Pferde waren wichtig für die Ritterheere. Zum Beispiel wird berichtet, dass Roma am Kreuzzug des französischen Königs Ludwigs IX. gegen Ägypten teilgenommen haben. Der Chronist lobt ihre soldatischen Fähigkeiten und beschreibt, wie sie geschickt dürre und klapprige Pferde mit bestimmten Kräutern wieder kräftig machten.

Als fahrende Händler, die mehrere Sprachen beherrschten, hatten die Roma Vorteile gegenüber sesshaften Händlern. Sie wussten früher, wo gute Pferde angeboten wurden und wo Pferde gebraucht wurden. Während der Sommermonate zogen sie von einem Pferdemarkt zum anderen. Meistens schlossen sich mehrere Familien zu einer Kumpania zusammen, die gemeinsam wirtschaftete. Wenn die Familien nicht gemeinsam fuhren, dann ließen sie für die Nachkommenden geheime Zeichen am Weg. Zum Beispiel wickelten sie Pferdehaare um Steine und legten sie an Wegkreuzungen so hin, dass sie den Nachkommenden den Weg zeigten. Jede Sippe hatte da ihre eigenen Symbole.

Die ärmeren Familien hatten Planwagen, die mit Zeltplanen bedeckt waren, die wohlhabenderen hatten Kastenwagen, die mit Holz verkleidet waren. Zwei Pferde zogen den Wagen. Die Pferde, die verkauft werden sollten, liefen angebunden hinterher. Im Sommer schlief man oft auch in einfachen Zelten, in der kalten Jahreszeit in den Wagen. Viele Familien besaßen auch Häuser, in denen sie den Winter verbrachten.

Die Lovara waren in vielen Gegenden als Händler geachtet und hatten das Vertrauen ihrer Kunden. Sie waren bekannt dafür, dass sie kranke Pferde behandeln konnten, dass sie wussten, wann ein Pferd zur Ader gelassen werden musste und welche Kräuter für welche Wunden am geeignetsten waren. Natürlich hat man sie auch verdächtigt, dass sie Tricks anwandten, um ein Pferd besser aussehen zu lassen, als es wirklich war, zum Beispiel, dass sie Pferden Arsenik als Aufputschmittel gaben. Doch da die Pferdehändler immer wieder auf dieselben Märkte fuhren und immer wieder dieselben Kunden belieferten, waren sie auf das Vertrauen der Kunden angewiesen und konnten sich solche Verkauspraktiken nicht erlauben.

Lovara in Rumänien überprüfen ein Pferd

Lovara in Rumänien überprüfen ein Pferd