Ein Pariser Bürger berichtet
Ein anonymer Pariser Bürger berichtet über die Roma, die im August 1427 bei La Chapelle lagerten (aus dem „Journal d‘ un Bourgeois de Paris“):
„Am Sonntag, dem 17. August, kamen zwölf Büßer, wie sie sich nannten, nach Paris; es waren ein Herzog, ein Graf und zahn Mann, alle zu Pferd. Sie sagten, sie seien gute Christen und stammten aus Unterägypten.“
Zwölf Tage danach, am 29. August, folgte dem Vortrupp das „gewöhnliche Volk“, das der Bourgeois folgendermaßen beschreibt:
„Die meisten, ja fast alle, hatten beide Ohren durchbohrt und trugen in jedem einen silbernen Ring oder zwei, und sie sagten, das sei in ihrer Heimat ein Zeichen von Adel.“
„Die Männer waren sehr schwarz und ihre Haare gekräuselt. Die Weiber waren das Häßlichste und Dunkelhäutigste, das man nur sehen konnte. Alle hatten Wunden im Gesicht (sie waren offenbar tätowiert) und Haare schwarz wie ein Pferdeschweif. Sie waren mit einem Gewand aus grobem Stoff bekleidet, der an der Schulter mit einem derben Tuchband oder einer Schnur befestigt war. Ihre einzige Wäsche bestand aus einem alten Kittel oder einem alten Hemd. Kurz, es waren die ärmsten Geschöpfe, die man seit Menschengedenken jemals in Frankreich hatte kommen sehen. Trotz ihrer Armut gab es unter ihnen Hexen, die, indem sie die Hände der Leute betrachteten, die Vergangenheit enthüllten und die Zukunft voraussagten… Das Schlimmste aber war, dass sie, während sie redeten, die Börse ihres Zuhörers in die eigene leerten, sei es durch Zauberei, sei es durch des Teufels Hilfe oder ihre Fingerfertigkeit.“
Allerdings hat der Tagebuchschreiber dies nicht mit eigenen Augen gesehen, er glaubt sogar, die Fremden in Schutz nehmen zu müssen:
„Um die Wahrheit zu sagen, ich selbst ging drei- oder viermal dorthin, um mit ihnen zu sprechen, aber ich büßte nie einen Pfenning ein, noch sah ich sie aus der Hand lesen.“