2. Teil: Kultur
Als die Roma sich über Europa verbreiteten, spalteten sie sich immer wieder in verschiedene Gruppen auf. In jeder Gruppe entwickelte sich die Sprache etwas anders weiter. Es entstanden verschiedene Dialekte, in die auch Wörter aus der Sprache der Völker einflossen, unter denen die Roma jetzt lebten. Manche Gemeinschaften übernahmen auch ganz die Sprache der Umgebung und behielten nur einige Wörter aus dem Romani bei. Auch die Sitten und Bräuche wurden in jeder Gruppe ein wenig anders weitergeben und veränderten sich. Wie in den indischen Kasten war es auch bei den Roma üblich, dass die Söhne die Berufe der Väter übernahmen. Doch nicht immer war das möglich, und es entstanden neue Berufstraditionen und neue Bezeichnungen für die Gemeinschaften.
Hier sind einige Beispiele:
- Ambrelara: eine Untergruppe der Slowakischen Roma. Sie zogen durch das Land und reparierten Schirme (umbrella heißt auf Englisch Regenschirm)
- Arliye: vorwiegend sesshafte Roma in Serbien, Bulgarien, Mazedonien (Balkan).
- Aurari: Sie waren in Rumänien Goldwäscher (aur heißt auf Rumänisch Gold), später haben sie Holzgegenstände erzeugt und verkauft.
- Ayjides: Bärenführer in der Türkei.
- Balaňara: Troghersteller in der Slowakei. (balaňi heißt auf Romani Holztrog)
- Bergitska Roma: sesshafte Roma die in den Bergen an der ponlisch-slowakischen Grenze leben. Traditionelle Berufe: Musik und Handel mit Schmiedearbeiten.
- Bohémiens nannte man die Roma in Frankreich, weil man annahm, dass sie aus Böhmen kamen..
- Burgenland-Roma: traditionell sesshaft lebende Roma-Gruppe im Osten von Österreich, dem Burgenland. Sie haben ähnliche Familennamen wie die Roma in der Slowakei, in Slwenien und Nordungarn: z.B.: Szarközi, Rigo, Horváth. Traditionelle Berufe: Handel mit Schmiedewaren und Musik.
- Cale oder Kale: leben in Spanien und Südfrankreich. Berufe: Musiker und Tänzer (berühmt für Flamenco-Vorführungen) und Pferdehändler, Schmiede. Ceferino Jiménez Malla, 1997 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen, stammt aus der Gruppe der Cale.
- Cerhara oder Čergara (cerha bedeutet Zelt): Gruppe nomadischer Roma am Balkan.
- Churara: Siebhersteller in Rumänien (ciur heißt Rumänisch Sieb):
- Djambazi: ursprünglich nomadisch lebende Pferdehändler auf dem Balkan und in der Türkei.
- Gharbilband: Siebhersteller in Persien. Sie haben denselben Beruf wie die Churara in Rumänien und die Supvala in Indien.
- Gurbet: Nomadisch lebende Roma am Balkan; traditioneller Beruf: Pferdehändler;
- Kale: Auch die Roma in Finnland bezeichnen sich als Kale (kalo heißt auf Romani schwarz)
- Kalderara/Kalderaš/Kerderara: ursprünglich Kesselhersteller und -flicker in Rumänien. Heute in fast allen Ländern Europas und in Nord- und Südamerika verbreitet; (caldare heißt auf Rumänisch: Kessel)
- Latfika-Lotfika-Roma: Lettische Roma;
- Lovara/Lovari: ursprünglich Pferdehändler aus Rumänien; fast alle leben in Europa und in Nord- und Südamerika (ló heißt auf Ungarisch: Pferd)
- Manouche: leben in Frankreich, sind eng mit den Sinti verwandt. (manush heißt auf Romani Mensch)
- Mechkara: Bärenführer auf dem Balkan.
- Servika-Roma: altertümliches für Slowakische Roma, traditionell sesshafte Roma in der Slowakei, die einst aus Serbien eingewandert sind.
- Sinti: leben vorwiegend in Deutschland, aber auch in Italien, Österreich, der Tschechischen Republik, Slowenien; Es gibt eine Theorie, dass die Bezeichnung sich von Sindh ableitet, dem alten Namen für das Gebiet des heutige Pakistan.
- Ursari: (ehemalige) Bärenführer in Rumänien.