Geschichte und Kultur der Roma und Sinti – von Martin Auer

Django Reinhardt

Django Reinhardt

Der erste berühmte europäische Jazzmusiker war Django Reinhardt. Sein offizieller Vorname war Jean. Django war sein Sinti-Name und bedeutet auf Romanes „ich erwache“. Er wurde in Belgien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Gegend von Paris. Schon früh spielte er Geige, Banjo und Gitarre in den Bal-musette Tanzlokalen von Paris. Er heiratete früh, und weil sie arm waren, erzeugte seine Frau Kunstblumen aus Zelluloid und Papier. So war der Wohnwagen, in dem sie lebten, voll von diesen leicht brennbaren Materialien. Als Django 18 Jahre alt war, hatte er einen schweren Unfall. Er kam von einem Auftritt spät nach Hause, stieß eine Kerze um und der Wohnwagen stand sofort in Flammen. Nachbarn retteten ihn, aber er hatte schwere Verbrennungen. Sein rechtes Bein war gelähmt und der Ring- und kleine Finger der linken Hand waren schlimm verbrannt. Die Ärzte meinten, er würde nie mehr Gitarre spielen und wollten ihm das Bein amputieren. Doch er weigerte sich und verließ das Spital. Nach einem Jahr konnte er wieder gehen, wenn auch nur mit einem Stock. Sein Bruder kaufte ihm eine neue Gitarre und Django übte eisern. Er erarbeitete sich eine ganz eigene Grifftechnik und spielte alle Solos nur mit zwei Fingern. Die gelähmten Finger konnte er für Akkordgriffe einsetzen.

1934 gründete er mit dem Geiger Stéphane Grapelli das Quintette du Hot Club de France. Gitarre spielten auch noch Djangos Bruder Joseph und Roger Chaput, und Bass Pierre „Baro“ Feret, der wie die Reinhardt-Brüder ein Manouche-Sinto war. Reinhardt spielte in Paris mit Jazzgrößen wie Coleman Hawkins und Louis Armstrong. Nach dem 2. Weltkrieg spielte er in Amerika mit Duke Ellington in der Carnegie Hall. Django Reinhardt spielte ohne Noten und lernte lesen und schreiben von seinem Bandkollegen Stéphane Grapelli. Er galt als sehr unberechenbar und es konnte passieren, dass er zu einem ausverkauften Konzert nicht erschien, weil er lieber am Strand spazieren gehen wollte. Er gilt noch heute als einer der größten Jazz-Gitarristen aller Zeiten.