Ian Hancock
Ian Hancock (Romani: Yanko le Redžosko) ist ein Linguist, Fachmann für Romani, und Menschenrechtsaktivist. Er ist in England geboren worden und aufgewachsen und gehört zu den wichtigsten Forschern auf dem Gebiet des Romani. Er leitet das Programm Romani Studies und das Romani Archives and Documentation Center an der University of Texas in Austin, wo er seit 1972 als Professor für Englisch, Linguistik und Asienkunde tätig ist. Er hat das Volk der Roma vor den Vereinten Nationen vertreten und war unter Präsident Bill Clinton Mitglied des U.S. Holocaust Memorial Council.
Dr. Hancocks Mutter Kitty ist Romnichal. Sein Vater Reginald (Redžo) hat Wurzeln unter den Romungri (ungarischen Roma) und unter britischen Fahrenden.
Ian Hancock lebte fast sechs Jahre in Kanada und kehrte 1961 nach England zurück. Nur wenige seiner Verwandten konnten lesen und schreiben. Er selbst besuchte die Schule bis zur 9. Klasse. Dann jobbte er unter anderem als Lackierer. Er wohnte mit Studenten aus Sierra Leone zusammen und lernte von ihnen ihre Sprache: Krio. Auf Grund seiner Sprachkenntnisse konnte er an der University of London an einem Programm teilnehmen, das Angehörigen benachteiligter Minderheiten eine akademische Ausbildung ermöglichte.
In den späten 60er Jahren wurde er Aktivist für die Rechte der Roma, nachdem Britische Polizei ein Feuer verursacht hatte, das zwei Roma-Kinder tötete.
1971 machte er als erster Rom in Großbritannien sein Doktorat (Ph.D.), obwohl er kein Abschlusszeugnis von der High School hatte.
Ian Hancock hat über 300 Bücher, Artikel und Vorträge über das Volk und die Sprache der Roma (speziell über den Vlax-Dialekt) geschrieben. In diesen Arbeiten beleuchtet er nicht nur linguistische, sondern auch historische, anthropologische und genetische Aspekte. Er vertritt unter anderem die These, dass die Roma nicht von niedrigen Kasten, sondern von Rajput-Kriegern abstammen,.
Abgesehen von seinen grundlegenden Studien auf dem Gebiet des Anglo-Romani ist Hancock ein international anerkannter Fachmann für Kreol-Sprachen, neben Krio auch für das Gullah von South Carolina und Georgia und das Afro-Seminole, das in Südwest Texas gesprochen wird.