Geschichte und Kultur der Roma und Sinti – von Martin Auer

Flamenco

Im Süden von Spanien, in Andalusien, ist die Flamenco-Musik ohne die Gitanos, die spanischen Roma, nicht denkbar. Flamenco entstand im 19. Jahrhundert in den Vergnügungslokalen der andalusischen Vorstädte. Seine Quellen sind die Musik der spanischen Andalusier, der Mauren (Araber), der Juden und der Roma. Tanz, Gesang und Instrumentalmusik gehören zum Flamenco. Typisches Instrument ist die Gitarre, aber Flamenco kann auf allen Instrumenten gespielt werden. Flamenco ist immer sehr rhythmisch. Gelegentlich werden Schlaginstrumente verwendet, aber die wichtigsten Rhythmuselemente sind das Händeklatschen (palmas) und der Rhythmus der Schuhsohlen der Tänzerinnen und Tänzer (zapateado, ähnlich wie beim Steptanz). Flamenco wird in zwei Hauptrichtungen unterteilt: Cante jondo („Tiefer Gesang“) und cante chico („Kleiner Gesang“). Cante jondo ist oft klagend, traurig, ernst, cante chico ist eher eine Unterhaltungsmusik. Sehr wichtig für die Flamenco-Kultur sind auch die aficionados, die Kenner, die selbst keine ausübenden Musiker sind, aber sehr kritische Zuhörer und Zuschauer, Freunde der Musiker und Tänzer und Gastgeber bei juergas, privaten Festen, die nur Eingeweihten zugänglich sind. Wenn ein Flamenco-Künstler tief inspiriert ist, dann sagt man, dass er oder sie von duende erfüllt ist. Das Wort kann man mit „Geist“ oder „Dämon“ übersetzen. Im Flamenco sind Gitanos und Payos (Nicht-Roma) gleichermaßen beteiligt, sie musizieren gemeinsam und anerkennen einander, auch wenn es immer wieder Diskussionen gibt, wer denn nun die eigentlichen Begründer dieser Kultur sind.