Vernichtungslager
1941 wurde auf Befehl von Himmler, dem Reichsführer der SS, im jüdischen Ghetto der Stadt Łódź in Polen ein eigenes „Zigeunerlager“ errichtet. Dieses Lager war von der Außenwelt streng abgeriegelt. Im November 1941 kamen fünf Transporte mit je 1000 Roma und Sinti aus Österreich nach Łódź. Die Häftlinge mussten auf dem Boden schlafen und bekamen keine Medikamente und viel zu wenig zu Essen. Nach kurzer Zeit brach Fleckfieber aus. Im Jänner lebten von 5000 noch 4400 Menschen. Sie wurden auf Lastwagen in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort in Gaswagen ermordet.
Im Dezember 1942 hat Heinrich Himmler die Weisung erteilt, alle noch im Deutschen Reich befindlichen Roma und Sinti nach Auschwitz in Polen zu deportieren. In das sogenannte „Zigeunerfamilienlager“ in Auschwitz wurden 22.700 Roma und Sinti aus den Arbeitslagern in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien. Sie wurden in 32 Baracken zusammengepfercht, die ursprünglich Pferdeställe waren. Bis zu 600 Menschen lebten in einer Baracke. Bis zum Kriegsende 1945 starben 13.700 an Unterernährung, Erschöpfung und Krankheiten. 5.600 wurden in den Gaskammern ermordet. Viele starben auch an den grausamen Experimenten, die Ärzte an ihnen durchführten. Der berüchtigte Arzt Dr. Josef Mengele wollte mit solchen Experimenten seine Theorien über Vererbung und Rassen beweisen. Er quälte auch Menschen langsam zu Tode, um Messungen über die Belastbarkeit des menschlichen Körpers anzustellen. Die Ergebnisse sollten der deutschen Wehrmacht nützen. Einer Romni namens Stella – nur ihr Vorname ist überliefert – gelang es, Morphium zu stehlen und damit ihre vierjährigen Zwillinge von den Qualen zu erlösen, die Mengele ihnen zugefügt hatte.
Einige wenige Beispiele, die bekannt geworden sind, zeigen, dass Roma sich auch in den Lagern, unter unmenschlichen Bedingungen, zur Wehr gesetzt haben. Eine französische Gefangene im Frauen-KZ Ravensbrück wurde von der SS zu einer Prügelstrafe von 25 Schlägen verurteilt. Die SS wählte Roma-Frauen aus, die diese Strafe ausführen sollten. Doch die Frauen weigerten sich und erklärten, wie die Französin später berichtet hat, dass sie eine Mitgefangene nicht schlagen würden.
Am 23. November 1944 protestierten Romafrauen im Lager Ravensbrück dagegen, dass man ihnen ihre Kinder wegnahm. Das wissen wir aus dem geheimen Tagebuch einer anderen französischen Gefangenen. Die Frauen wurden zur Ermordung auf Transport geschickt.
Als das Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau aufgelöst wurde, sollten die Roma in Lastwagen verladen werden, die sie zu den Gaskammern bringen sollten. Anscheinend haben sich die Roma verzweifelt gewehrt. Andere Häftlinge haben stundenlang Schreie wie „Verbrecher!“ und „Mörder!“ gehört und erinnern sich, dass Schüsse gefallen sind. Doch von den Opfern hat niemand überlebt, um später darüber zu berichten.